KI-Tools DSGVO-konform im Unternehmen nutzen: Was wirklich geht

KI-Tools DSGVO-konform im Unternehmen nutzen: Was wirklich geht

Erfahre, wie du ChatGPT, Claude und Microsoft Copilot rechtssicher und DSGVO-konform im Unternehmen einsetzt – inklusive Preisvergleich, Vertragsdetails und praktischer Tipps für den Einstieg.

Von: Hafen.io Team
Veröffentlicht:
4 Min. Lesezeit
KI DSGVO Datenschutz ChatGPT Claude Microsoft Copilot API Unternehmen Compliance

Du kennst das Dilemma: “Wir können ChatGPT und Co. nicht im Unternehmen nutzen - Datenschutz!” Oder die beliebte Alternative: “Wir nehmen nur Microsoft Copilot, das ist compliant.” (Willst du wirklich 30€ pro Monat für ein veraltetes KI-Modell zahlen?)

Die Realität sieht anders aus. Sowohl OpenAI (ChatGPT) als auch Anthropic (Claude) bieten mittlerweile DSGVO-konforme Datenverarbeitungsverträge (AVV/DPA) an. Mit den richtigen Tarifen kannst du diese Tools rechtssicher im Unternehmen einsetzen.

Der entscheidende Unterschied: Business-Tarife statt Standard-Abos

Wichtig: Die Standard-Abos reichen nicht aus. Du brauchst:

  • ChatGPT Team Plan: 30€/Nutzer/Monat (separater DPA-Vertrag erforderlich)
  • Claude Team Plan: 25€/Nutzer/Monat (DPA bereits in Nutzungsvereinbarung enthalten)

Nur diese Business-Tarife enthalten die Unternehmens-Datenschutzrichtlinien. Der Free-Tarif oder Standard-Abos sind für den geschäftlichen Einsatz ungeeignet.

Alternative: API-Nutzung für den Einstieg

Wenn du nicht sofort hunderte Abos kaufen willst, nutze die APIs der Anbieter. Das ist oft kostengünstiger für den Start und ebenfalls DSGVO-konform.

Preisvergleich: Team-Abos vs. API vs. Copilot

AnbieterTeam-AboAPI-Kosten (Input/Output)DPA-Setup
Microsoft Copilot30€/Nutzer/Monat-Automatisch inkludiert
ChatGPT Team30€/Nutzer/Monat2,50€ / 10€ pro 1M TokensSeparates Formular nötig
Claude Team25€/Nutzer/Monat3€ / 15€ pro 1M TokensIn Nutzungsvereinbarung enthalten

Was sind Tokens? Tokens sind die kleinsten Texteinheiten, die KI-Modelle verarbeiten. Grob gesagt: 1 Token ≈ 0,75 Wörter. Ein durchschnittlicher Satz hat etwa 15-20 Tokens.

Kostenbeispiel Email-Formulierung:

  • Eingabe: “Schreibe eine Terminabsage an Herrn Schmidt” (≈ 50 Tokens)
  • Ausgabe: Professionelle E-Mail mit 200 Wörtern (≈ 270 Tokens)
  • ChatGPT API: 0,003€ (Input) + 0,003€ (Output) = 0,006€
  • Claude API: 0,0002€ (Input) + 0,004€ (Output) = 0,004€

Bei 100 solcher E-Mails monatlich zahlst du also unter 1€ - deutlich günstiger als die 25-30€ Team-Abos.

Zusätzliche Optionen über Cloud-Anbieter:

  • Claude: Über Google Vertex AI oder AWS Bedrock
  • ChatGPT: Über Microsoft Azure

Hier greift die Datenschutzrichtlinie deines Cloud-Anbieters - praktisch, wenn du bereits Azure, AWS oder GCP nutzt. Nachteil: Du zahlst Aufschläge zwischen 20-100%, je nach Anbieter und Modell.

Die entscheidende Frage: Was darfst du eingeben?

Jetzt wo die technischen und rechtlichen Hürden geklärt sind, kommen wir zum praktischen Teil: Welche Daten kannst du bedenkenlos verwenden und wo musst du aufpassen? Die Antwort ist einfacher als gedacht - es geht um gesunden Menschenverstand und eine klare Trennlinie zwischen öffentlichen Geschäftsdaten und sensiblen Informationen.

Was du bedenkenlos nutzen kannst

Geschäftliche Standarddaten:

  • Kollegen-, Kunden- und Partnernamen
  • Geschäftliche Kontaktdaten
  • Firmenadresse und Abteilungen
  • Jobtitel und Positionen
  • Öffentlich verfügbare Informationen

Typische Arbeitsaufgaben:

  • E-Mails formulieren und übersetzen
  • Termine koordinieren
  • Präsentationen und Dokumente erstellen
  • Texte zusammenfassen
  • Brainstorming und Ideenfindung
  • Code-Review und Debugging

Praxis-Beispiele aus dem Arbeitsalltag:

  • “Formuliere eine Terminabsage an Herrn Schmidt von der Müller GmbH”
  • “Übersetze diese E-Mail unseres Partners aus London”
  • “Erstelle eine Agenda für unser Teammeeting”
  • “Schreibe eine höfliche Zahlungserinnerung”

Die roten Linien: Das geht gar nicht

Sensible Personendaten:

  • Gesundheitsinformationen
  • Gehälter und Finanzdaten
  • Ausweisnummern, Sozialversicherungsnummern
  • Passwörter und Zugangsdaten
  • Private Kontakte

Firmengeheimnisse:

  • Strategische Unternehmenspläne
  • M&A-Vorhaben
  • Vertrauliche Produktentwicklungen
  • Kundendatenbanken
  • Interne Finanzkennzahlen
  • Proprietärer Code

Ein wichtiger Hinweis zur Datenspeicherung

Standardmäßig speichern die Anbieter deine Eingaben 30 Tage lang. Für besonders sensible Anwendungen kannst du ein “Zero-Data Retention Agreement” abschließen - dann erfolgt keine Speicherung. Diese Vereinbarung muss jedoch separat verhandelt werden.

EU AI Act: Interne Richtlinien sind Pflicht

Der EU AI Act macht es offiziell: Unternehmen müssen interne Richtlinien für KI-Nutzung etablieren und ihre Mitarbeiter entsprechend schulen. Das ist nicht nur rechtliche Absicherung, sondern auch praktisch sinnvoll.

Was du brauchst:

  • Klare interne Richtlinien zur KI-Nutzung
  • Dokumentierte Schulungen für alle Nutzer
  • Nachweis der Mitarbeiterkompetenz im Umgang mit KI-Tools

Ohne diese Grundlagen riskierst du nicht nur Compliance-Verstöße, sondern auch unkontrollierte Datenverbreitung durch unwissende Mitarbeiter. Die gute Nachricht: Mit den Richtlinien aus diesem Artikel hast du bereits eine solide Basis für deine interne Policy.

Fazit: Pragmatisch statt paranoid

Mit den richtigen Tarifen und klaren Richtlinien lassen sich moderne KI-Tools rechtssicher im Unternehmen nutzen. Der Schlüssel liegt in der bewussten Unterscheidung zwischen unbedenklichen Geschäftsdaten und schützenswerten Informationen.

Statt aus Unsicherheit auf veraltete oder überteuerte “Enterprise-Lösungen” zu setzen, solltest du die Möglichkeiten moderner KI-Anbieter nutzen - aber eben richtig.

Dein nächster Schritt ins KI-Zeitalter

Bei hafen.io nutzen wir bereits verschiedene APIs und KI-Systeme produktiv im Geschäftsalltag. Wir können auch dein Unternehmen dabei unterstützen, KI-Tools sicher und effizient zu implementieren - ohne Compliance-Risiken und ohne überteuerte Lösungen.

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